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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 80

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
80 Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519. Hafenstraße noch heute den Namen deutsche Brücke trägt, in London, wo sich die deutschen Kaufleute im Stahlhof zusammenfanden, ihre Speicher und Kontore hatten und sich selbst Recht sprachen. Damals lag der gesamte Großhandel von der Newa bis zur Themse und Schelde in deutschen Händen. Niedergang Es ist begreiflich, daß sich die nordischen Völker gegen eine solche Macht er 1 ' der Hanse auflehnten und sie von sich abzuschütteln suchten. Aber erst seit dem Ende des Mittelalters nahm die Bedeutung des Bundes ab. Damals begannen die nordischen Staaten, vor allen England, innerlich zu erstarken. Für den Bestand der Hanse war ferner der Umstand schädlich, daß eine Reihe von Städten, so z. B. Berlin-Kölln, von ihren Landesherren gezwungen wurden, aus dem Bunde auszutreteu. Dazu kam, daß ihr der starke Schutz des deutschen Königs fehlte; denn die Könige jener Zeit waren entweder zu ohnmächtig oder zu sehr mit ihren eigenen Interessen beschäftigt, als daß sie für das Gedeihen des deutschen Handels Sinn gehabt hätten. So ist es gekommen, daß die Hanse, obwohl sie noch lange fortbestand, immer machtloser wurde. Selbst der Ostseehandel kam in späteren Jahrhunderten in die Hände der Holländer und Engländer; noch viel weniger konnten die deutschen Kaufleute daran denken, sich an dem Handel nach Amerika und Indien zu beteiligen, wo andere Völker damals Kolonien gründeten und reichen Gewinn ernteten. § 83. Der Staat des deutschen Ritterordens. Zu einer Zeit, wo im übrigen der Ritterstand im Verfall begriffen war, hat der deutsche Ritterorden einen Staat aufgerichtet, der ein Jahrhundert hindurch fest und geschlossen, reich und mächtig dastand; es gelang ihm ein großes Gebiet an der Ostsee für das Deutschtum und das Christentum zu gewinnen, ein Gebiet, das später eins der Kernlande für die norddeutsche Großmacht Preußen werden sollte. Eroberung Unter Kaiser Friedrich Ii. hatte der Hochmeister Hermann von Preußen^. hon einem polnischen Herzog eingeladen, die ersten Deutschritter zum Kampfe mit den Preußen ausgesandt. Diese lagen mit ihren Gren>-nachbarn in fortwährendem Kriege; sie waren Heiden, die ihre Götter in heiligen Hainen verehrten und ihnen Bernsteinfeuer anzündeten. Nun entstanden Ordensburgen im Preußenlande. Nach etwa fünfzigjährigen Kämpfen war die Eroberung Preußens vollendet, die Urbewohner waren unterworfen und hörig gemacht. Der Sitz des Hochmeisters wurde die Blütezeit Marienburg, die heute mit ihren hohen Backsteinmauern und säulen-Ordens. getragenen Hallen wieder ausgebaut worden ist. Deutsche Städte entstanden

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 84

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
84 Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519. nebst der Kur an den Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg verlieh; am 18. April 1417 fand auf dem Marktplatz zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. So kam die Mark an die Hohenzollern. Verbrennung Indessen hatte das Konzil im Jahre 1414 seine Beratungen begonnen, von Hus. toqr^ obwohl ihm Sigmund freies Geleit zugesichert hatte, nach seiner Ankunft verhaftet und eingekerkert worden. Man forderte von ihm Widerruf seiner Lehren. Da er sich unter Berufung auf die heilige Schrift dazu nicht verstand, so wurde er von dem Konzil 1415 als Ketzer zum Feuertode verurteilt. Mutig und gefaßt starb er auf dem Scheiterhaufen; seine Asche wurde in den Rhein gestreut. Um die Kirchenspaltung zu beseitigen, forderte das Konzil, das sich als über dem Papste stehend betrachtete, alle drei Päpste auf, ihrer Würde zu entsagen. Während aber die Deutschen darauf drangen, daß man, ehe man einen neuen Papst wähle, die Kirchenreform in Angriff nehme, setzten die Papstwahl. romanischen Nationen es durch, daß zuerst ein neuer Papst gewählt wurde. Dieser aber wußte mit großem Geschick zu verhindern, daß die päpstliche Gewalt wesentlich beschrankt wurde, und löste 1418 das Konzil aus. So war die geplante Reform der Kirche mißlungen. § 87. Der Hussitenkrieg. Die Verbrennung von Johann Hus aber ries in Böhmen eine tiefgreifende Bewegung hervor, die sich zuerst in Aufläufen und Unruhen Luft machte und sodann einen der furchtbarsten Kriege T°dw-nz-ls.hervorrief. Denn als 1419 Wenzel starb, wollten die Tschechen seinen Bruder und Erben Sigmund, weil er Hus das Versprechen des freien Geleits nicht gehalten habe, nicht als ihren König anerkennen, erhoben sich und rüsteten Heere aus, welche nicht nur die angreifenden Feinde zurückschlugen, sondern bald ihrerseits zum Angriff übergingen. Der einäugige Ziskasheere.johann Ziska, ein wilder Feind der alten Kirche und zugleich des Deutschtums, war es vor allem, der aus den tschechischen Bauern Heere schuf; mit fanatischer Begeisterung zogen die Huffiten ins Feld; Sensen und Dreschflegel bildeten meist ihre Waffen, ihre Deckung die Wagenburgen, mit denen sie ihr Lager umgaben. Ihnen vermochten die Reichstruppen und Kreuz-heere, die gegen sie aufgeboten wurden, nicht zu widerstehen; in trauriger Weise zeigte sich, wie wehrlos das einst so waffenkräftige deutsche Reich geworden war. So verheerten denn die Huffiten, die weit nach Norden, ja bis zur Ostsee vordrangen, auf das furchtbarste die deutschen Lande. Erst als eine gemäßigte Partei unter den Tschechen auf Friedensverhandlungen einging und die Gegenpartei in einer Feldschlacht besiegte, nahm der Krieg Äs8 nad? fünfzehnjähriger Dauer ein Ende; doch hatte das Konzil, das damals

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 172

1911 - Erfurt : Keyser
— 172 — Eremiten-Ordens zu schauen: Einen Schäferstab im linsen Arm, deutet sie mit der Rechten auf ihre Busenschleife, welche den Wahlspruch des Ordens trägt. Molsdorf in der Zeit nach Götter: Noch bei seinen Lebzeiten verkaufte Graf Götter seine Besitzung, und heute ist Molsdorf, nachdem es längere Zeit dem Gothaer Staat gehört, wieder Privatbesitz. 1826 wurde der Garten in eine englische Parkanlage umgewandelt, du die Unterhaltungskosten zu hohe waren. Die steinernen Götter wurden verkauft, und ein Teil derselben beschließt sein Dasein in den Anlagen des Steigerhauses und Hirschgartens zu Ersnrt. Die Wasserfälle und übrigen Wasserkünste wurden zugeschüttet und nur ein langer Teich mitten im Park angelegt. Die kunstvoll geschnittenen Bäume und Hecken ließ man wachsen, schuf unter ihnen große Rasenflächen und pflanzte neue Baumgruppen an. Jubel und Freude sind verschwunden, Fülle und Pracht vergangen; an ihrer Stelle breitet sich jetzt eine friedliche Ruhe wie der Zauberschlaf eines verwunschenen Märchenschlosses über dem Ganzen aus. (Nach M. Timpel.) 58. Im Französischen Lager. 1757. Seit dem August 1757 war Ersurt mit Reichstruppen und Franzosen überfüllt. Selbst die hohen französischen Generale waren mit ihrem glänzenden Gefolge in der Stadt einquartiert. Der Obergeneral Prinz v. Soubise bewohnte einen Flügel der Mainzer Statthalterei (Regierungsgebäude). Anfang September schlugen die Franzosen außerhalb der Stadt ihr Lager auf. Es war eine Stunde lang und reichte von der Feste Petersberg, in deren Schutz es lag, bis nahe an Tiefthal. Wie durch Zauberschlag erhoben sich in wenigen Stunden die Zelt-reihen in schönster Ordnung, und gewährte das Lager einen großartigen Anblick. Zuerst war es von 15 000, später sogar von 25 000 Mann bewohnt. Vor jedem Regiment waren die Feldstücke desselben aufgestellt, und die aufgepflanzten Fahnen flatterten lustig im Winde. Im Lager herrschte ein reges Leben. Hier wurde ein Regiment in den Waffen geübt, dort tanzte man nach dem Geklimper einer verstimmten Guitarre. Hier saß eine Gruppe bärtiger Grenadiere am Boden und spielte mit einer Karte, die ebenso schmutzig war wie die Lagerstatt, dort rollten Trommeln und schmetterten Trompeten. Hier spielte eine lärmende Musik zur Tafel auf, dort stieß eine Marketenderin einen Strom französischer Schimpfwörter gegen die sie neckenden Soldaten aus. Es war ein Gemisch von Tönen und Lauten, wie man es nur in einem französischen Lager finden kann.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 175

1911 - Erfurt : Keyser
— 175 — diesen Plan zu hintertreiben. Die Franzosen fühlten fidi cuett als Herren Der Stadt und handelten als solche, obwohl der Kurfürst von Mainz, der größte Gegner Friedrichs Ii., ihr treuester Verbündeter war. ^ Nach der Lchlacht: Bald aber änderte sich das Bild. <zu der Schlacht bei Roßbach hatte Friedrich mit der Potsdamer Wacht-parade einen glänzenden Sieg über die Reichsarmee und das sran- zösische Heer errungen. Nun flohen die Franzosen, so schnell sie konnten, dem Rheine zu und berührten auf ihrer Flucht auch Erfurt. Am 7. November, zwei Tage nach der Schlacht, trafen die ersten Verwundeten und Versprengten hier ein. Bald aber solgten große Scharen nach, Fußvolk und Reiterei, Offiziere und Gemeine, alles in buntem Gemisch durcheinander und alle in einem erbärmlichen Zustande. Die meisten hatten ihre Gewehre und alles, was ihre eilige Flucht hätte hindern können, weggeworfen. Viele hatten keine Helme mehr auf dem Kopfe und keine Schuhe mehr an den Füßen. Einige hielten lange Bohnenstangen in den Händen und führten nach Frosches Art ungeheure Sprünge aus. Wirk lich, eine richtige Reißausarmee! — Andere wieder weinten bitterlich. Sie hatten sich während der Schlacht an den durch das Schießen heiß gewordenen Gewehren die Finger verbrannt. Besonders ausfällig war aber die Schweigsamkeit aller. Früher hatten sie den Mund nicht voll genug nehmen können, jetzt aber entschlüpfte nur selten ein „Sacre nom de Dieu“ ihren bebenden Lippen. Friedrichs Feldherrnkunst hatte ihre ruhmredigen Zungen gelähmt. Sie beschrieben, wenn sie gefragt wurden, die Schlacht mit wenig Worten: „O mon Dieu!“ Die klein, klein Trupp! O Die groß, groß Feuer!" Bald kamen auch die Gepäckwagen zurück. Ihr Durchzug wollte gar kein Ende nehmen; drei Tage dauerte er in einem fort. Die Bauern der Dörfer, durch welche der Rückzug ging, hatten furchtbar zu leiden. Viele Orte wurden ausgeplündert, z. B. Ollendorf, Klein-Mölfen und Tüttleben. Beim Anrücken eines versprengten Haufens zogen darum die Bauern die Sturmglocke und stellten sich, mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Sensen bewaffnet, zur Wehr, und mancher französische Soldat hat damals durch die von der Verzweiflung übermannten Schützer des heimatlichen Herdes seinen Tod gesunden. (Nach Const. Beyer.) 61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege. Grund der Feindschaft: Im August 1756 fiel Friedrich Ii. unerwartet in Sachsen ein. Dafür wurde er auf dem Reichstage zu Regeusburg von den versammelten deutschen Fürsten mit der Acht belegt. Hierbei war der Kurfürst von Mainz besonders tätig gewesen. Dem König blieb das Tun des Erzbifchofes nicht ver-

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 254

1911 - Erfurt : Keyser
— 254 — ten genannt hatten. Da verkündete auf einmal der Lehrer mit freudig erregter Stimme: „Kaiser Napoleon ist gefangen und mit ihm die ganze, in Sedan eingeschlossene Armee Mac Mahons." Ein brausendes Hurra durchtönte das Klassenzimmer. Mit dem Unterricht war's vorbei, die Schule wurde geschlossen. Mit lautem Hurra ging's hinaus aus die Straßen, auf welchen ein außergewöhnlich reges Leben herrschte. Die neue, frohe Botschaft hatte sich mit zauberhafter Schnelligkeit in der Stadt verbreitet. Schon wehten auf den öffentlichen Gebäuden und vielen Bürgerhäusern die Fabnen, und der Flaggenschmuck vermehrte sich von Minute zu Minute. In einzelnen Ltraßen bildeten die dicht niederhängenden Fahnen einen richtigen Traghimmel. Gegen Mittag verkündeten das feierliche Geläut aller Glocken und der laute Donner der Geschütze ans dem Petersberge die Siegesbotschaft weiter ins Erfurter Gebiet und ins Thüringer Land hinein. Bei eintretender Dunkelheit erstrahlten unzählige Kerzen in den Fenstern fast sämtlicher Häuser; bis zu den Dachfenstern hinaus sah man die Lichter glänzen. In vielen geöffneten Fenstern standen die Büsten König Wilhelms, des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl. Sie waren mit Lorbeer bekränzt und in Blumen säst versteckt. Den großartigsten Anblick aber gewährte der durch Buntfeuer erleuchtete Dom, dessen gewaltige Umrisse aus dem Flammenmeer stolz emporragten. So verlief die erste Sedanfeier in Erfurts Mauern. b) Die französischen Gefangenen in Erfurt. Bereits im August 1870 waren die ersten französischen Kriegsgefangenen in Erfurt eingetroffen und auf der Feste Petersberg untergebracht worden. Nach der Schlacht von Sedan trafen sie dann in immer größerer Zahl ein. Sie fanden Aufnahme in den leeren Wagenhäusern und in den Räumen des Exerzierhauses, vor allem aber in dem Zeltlager aus dem Johannesplatze. Die Höchstzahl der Gefangenen wird auf 17 000 geschätzt, eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, daß Erfurt damals nur 40 000 Einwohner hatte. Tatsächlich bot die Stadt in den Kriegsiahren auch den Anblick einer französischen Garnison. Die gefangenen Offiziere, welche über größere Geldmittel verfügten, durften in Bürgerhäusern wohnen. Sie bewegten sich frei auf den Straßen und boten in ihren verschiedenartigen, bunten Uniformen einen malerischen Anblick. Besonderen Reiz Hatte für uns Jungen der Besuch des französischen Zeltlagers auf dem Johannesplatze, yj. dem selbst von nah und fern die Besucher in übergroßer Zahl herbeiströmten. — Neugierig sahen wir hier den verschiedenartigen Spielen der Gefangenen zu. Einige spielten Kegel, andere Lotto oder Glücksrad, noch andere warfen mit Geldstücken nach einem Ziel. Hier Zeigten mehrere ihre Fertigkeit in der Bereitung leckerer Mahlzei-

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 256

1911 - Erfurt : Keyser
— 256 — Wr wenig Geld und viele gute Worte hatten wir uns in den letzten Tagen Blumen zu Kränzen und Sträußen besorgt, der Steiger aber hatte uns unentgeltlich das Eichenlaub dazu liefern müssen. In derselben Stunde, in welcher zur Ausschmückung der Stadt die letzte Girlande angeschlagen wurde, legten auch wir die letzte Hand an unsere Spende für die heimkehrenden Sieger. Da der Einzug erst am Nachmittag stattfand, ging es kurz, vor Mittag uoch einmal im Sturmschritt durch die Hauptstraßen, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung sei. Die Ehrenpforte auf dem Anger war wieder aufs herrlichste geschmückt. Der mächtige Bau zeigte unten in der Mitte ein großes Tor und je ein kleine^ res zu beiden Seiten. Oben darauf stand die hohe Gestalt der Siegesgöttin, den Heimkehrenden den Ruhmeskranz darreichend. L>ie war umgeben von Waffen und Siegeszeichen aller Art und umweht von Fahnen und Wimpeln in allen deutschen Landesfarben. Die Außenwände des Siegesbogens waren nach beiden Hauptseiten mit dem Wappen der Stadt Erfurt, dem Zeichen des Eisernen Kreuzes, mit Kränzen und Girlanden, mit Namensschildern der hervorragendsten Schlachten und Belagerungen, sowie mit Inschriften und Denksprüchen in sinniger Weise verziert. Außer dieser großen Ehrenpforte waren noch an verschiedenen anderen Stellen geschmückte Bogen in leichterem Stile errichtet worden, so am oberen Teile des Angers in der Gegend der Weilergasse, am Eingang der Langen Brücke, in der Neuen Straße, Marktstraße usw. An vielen Häusern waren bezügliche Inschriften angebracht. Außerdem war wohl kaum ein einziges Haus in den größeren Straßen, das nicht in mehr oder weniger reicher Weise mit Fahnen, Girlanden und Kränzen geschmückt war. Auch die Büsten des Kaisers, des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl, des Fürsten Bismarck und des Grafen von Moltke waren auf Fußgestellen oder in Fensternischen angebracht. Befriedigt kehrten wir von unserer Umschau heim. Die Stadt konnte sich sehen lassen. Nachdem in aller Eile das Mittagsmahl eingenommen war, ging's mit den Kränzen und Sträußen zum Krämpsertor. Wir batten die niedrige Mauer auf der rechten Seite des Brückenkopfes zum Ausguck gewählt; für diesen Zweck ein prächtiger Platz, zu dem wir von der Stadtseite aus leicht durch Ueberklettern des Walles gelangen konnten. Leider ging es dort etwas eng zu; denn auch andere waren bei ibrer Wahl auf diesen günstigen Ort verfallen. Doch die Kränze im Arm und die Sträuße in der Hand wurde wacker im Gedränge ausgehalten. Die Truppen kamen vom Güterbahnhof her, woselbst sie ausgeladen wurden. Eifrig wurde das Pfeifen der Lokomotiven erlauscht, ob ihm nicht ein Begrüßungsmarsch folge. Endlich, es war kurz nach 4 (Uhr, ertönte rauschende Militärmusik vom Schmidt-stedtertor her, und bald kam das Hurrarufen immer näher. Aus der Stadt aber ertönte das Geläut aller Glocken, und vom Pe-

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 188

1911 - Erfurt : Keyser
— 188 — Erfurt am Tage des Gefechtes bei Saalfeld: Am Morgen des 10. Oktobers, am Tage des Gefechtes bei Saalfeld verließen die Truppen durch das Schmidtstedtertor die Stadt. Der Anblick der prächtigen Armee, die von der Statthalterei bis zum Tor Aufstellung genommen hatte, erregte die Bewunderung der Erfurter. Die Königin fuhr an der Garde und den Regimentern vorüber und erwiderte aus dem Wagen den Gruß der Soldaten. Als der König mit den Generalen erschien, fetzte sich der Zug mit klingendem Spiel in Bewegung. Hierbei zeigte es sich aber, daß die Armee durch Troß und eine ungeheure Menge von Packpferden allzu beschwert und dadurch fast unbeweglich war. Manche Regimenter mußten stundenlang warten, ehe die Reihe an sie kam, aufzubrechen. Der Auszug dauerte darum von morgens um 9 bis mittags um 1 Uhr. Roch an diesem Tage traf in Erfurt die Nachricht ein, daß das Gefecht bei Saalfeld unglücklich für Preußen ausgefallen sei. Nachdem man den Tag über von den Anhöhen um die Stadt dumpfes Geschützfeuer vom Thüringer Walde her gehört hatte, kamen am Abend versprengte Sachsen zum Löbertore herein. Sie brachten die Unglücksbotschaft von der verlorenen Schlacht und vom Tode des Prinzen Louis Ferdinand. Anfangs versuchte man, die Niederlage für zweifelhaft, mindestens aber für ganz unbedeutend hinzustellen. Die flüchtenden Truppen zogen ganz still hinter der Stadt weg, um sich später wieder der Hauptarmee anzuschließen, die längs der Saale von Jena nach Naumburg Aufstellung genommen hatte. Während der Schlacht bei Jena: In banger Erwartung vergingen die nächsten Tage. Da kamen am Dienstag, den 14. Oktober, an welchem Tage ein dichter Nebel die Luft erfüllte, schon am Morgen mehrere Gärtner und Tagelöhner ängstlich zur Stadt gelaufen. Sie hatten auf dem Felde und in den Gärten des Dreienbrunnens gearbeitet und aus der Gegend von Weimar heftiges Geschützfeuer gehört, welches die Erde erschütterte. Bald hörte man auch in der Stadt und von den Wällen das Schießen sehr deutlich. Die Hauptschlacht war somit im Gange, und ängstlich erwartete man die ersten Nachrichten. Gegen Mittag hieß es, die Preußen siegten; sie hätten schon 10 000 Franzosen gefangen, die bald hier eintreffen würden. Um 4 Uhr nachmittags aber kamen plötzlich einzelne braune Husaren blutig und mit verstörten Gesichtern zum Schmidtstedtertore hereingesprengt; ihnen folgten Wagen mit Gepäck, ausgespannte Artilleriepferde mit ihren Stückknechten und Marketenderinnen mit Lebensmitteln und Branntweinsässern. Man streute aus, es sei nur ein versprengter Haufen, der sich in die Stadt werfe, bei der Armee selbst aber stehe alles gut. Hierbei beruhigten sich die Erfurter eine kurze Zeit. Als aber gegen Abend die Landstraße nach Weimar ganz mit Flüchtlingen bedeckt war, die in unordentlichen

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 238

1911 - Erfurt : Keyser
— 238 — in demselben Augenblicke erweckte das Signal „Das Ganze avancieren" alles zu neuem Leben. Das entsetzliche Ausharren im Hola-Walde hatte ein Ende. Mit Hurra stürzten die Kompanien vor und nahmen an der Verfolgung des Feindes teil. Dank des Königs: Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein, als der König an die Bataillone Bose herangesprengt kam und ihnen „Guten Abend" bot. In diesem Augenblicke brach bei allem der Jubel durch, und Freudentränen stürzten aus manchem Auge, als der König ries: „Kinder, das war ein schöner Sieg! Ich danke Euch!" Die Nacht nach der Schlacht: Gegen 6 Uhr abends wurde aus den Höhen von Lipa Biwak bezogen. Wohl kamen nach fast 20stündiger Anspannung aller Kräfte die müden Leiber zur Ruhe, die Gemüter aber waren zu erregt, um erquickenden Schlaf zu finden. Die empfangenen grausigen Eindrücke waren zu frisch und das Biwak auf dem weiten, von Leichen und Verwundeten übersäten und von 13 brennenden Ortschaften erleuchteten Schlachtfelde gar zu schrecklich. Manches Auge schloß sich nicht in der Sorge um liebe Kameraden und Verwandte, von deren Schicksal man nichts wußte. Auch fehlte es an jeder Verpflegung. Wer nicht selbst einen Bissen Brot oder Zwieback in der Tasche hatte oder von mitleidigen Kameraden erhielt, mußte sich mit leerem Magen auf die feuchte Erde legen. So war denn im Biwak, trotz aller Siegesfreude, die Stimmung eine recht ernste, als in später Stunde von Ehlurn her die ewig herrliche Weise: „Nun danket alle Gott" ertönte. Von Lager Zu Lager getragen, beruhigte sie die Gemüter und erfüllte sie mit Dank und Demut gegen Gott, den Lenker der Schlachten und Geschicke. (Nach den Neg.-Gesch. d. 31. u. 71. Jnf.-Reg.) 88. Das Treffen von Blumenau-Prefjburg. 22. 3uli 1866. Vormarsch auf Pretzburg: Bei der Verfolgung der Völlig geschlagenen österreichischen Armee stießen unsere Erfurter Regimenter erst in Ungarn wieder auf den Feind. Auf den Hohen von Blumenau-Preßburg, im waldigen Gelände der Kleinen Karpathen, zeigte er den Unseren abermals die Stirn. General v. Bose versuchte es dort, mit seinen 31ern und 71ern auf getrennten Wegen die feindliche Stellung zu umgehen. Die Führer waren Slowaken, Holzhackcr in weißen Mänteln, die mit Stricken gebunden vorn an der Spitze geführt wurden. Ihnen zur Seite schritt ein Unteroffizier, der den Befehl hatte, sie sofort niederzuschießen, wenn sie einen Fluchtversuch machen oder die Reihen in einen Hinterhalt führen würden. Der Marsch führte durch dichtes Waldesdunkel. In häufigen Biegungen ging es beständig bergauf und bergab, über steile Hohen und tiefe Schluch-

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 79

1911 - Erfurt : Keyser
— 79 — schlossen diese, vor Arnstadt zu ziehen. Sie verwüsteten die Früchte auf den Feldern und in den Weingärten und schleuderten mit Blyden Geschosse aus Türme und Mauern, um die Stadt zu gewinnen. Des Sieges gewiß, sprachen sie schon davon, wie man Arnstadt behandeln wollte. Die Erfurter wollten es zerstören. Der Landgraf aber war dem entgegen, und da man sich nicht einigen konnte, zog er ab. Nun mußten auch die Erfurter die Belagerung aufgeben, worauf die Grafen Hermann und Günther die Weichenden bis an die Stadttore verfolgten. Sie schenkten dem Gerücht Vertrauen, der Landgraf habe sich nach Buttstädt gewandt. Allein Landgras Friedrich hatte die Nacht in Erfurt zugebracht und war erst am andern Morgen ausgerückt. Von den bedrängten Bürgern zu Hilfe gerufen, kehrte er fofort um und verfolgte die Schwarzburger bis nach Egstedt am Steiger, wo sich ein hartes Gefecht entspann. Es wurde um so heftiger, als neue schwarzburgische Scharen aus dem Hinterhalt hervorbrachen. Doch die landgräflichen und Erfurter Streiter trugen den Sieg davon. Sie fingen zwei Schwarzburger Grafen, trieben die Fliehenden bis vor die Mauern Arnstadts und kehrten dann aufs Schlachtfeld zurück. Hier überließen sie sich der Freude des Sieges und des Spieles, bei welcher Gelegenheit der Landgras mehrere Jünglinge zu Rittern schlug. Doch die Sieger sollten ihre Sicherheit büßen. Plötzlich fiel ein neuer Streithaufen unter dem Grafen von Virneburg, dem Bruder des Mainzer Erzbischofs Heinrich, über sie her. Zum größten Teil ungerüstet, mußten sie ihre letzten Kräfte einsetzen. Allen voran kämpfte Landgraf Friedrich wie ein Leu; doch alle Tapferkeit war umsonst. Schon lagen die drei Haupt- leute Wenzel vom Stein, Heinrich von Heroldishausen und Dietrich von Tennstedt entseelt am Boden und der Landgraf war schwer verwundet, als ein Haufen Erfurter mit dem Abt des Petersklosters unter Kriegsmusik und Schlachtengesang sich näherte. Auf die Kunde des ersten Sieges hatten sie sich aufgemacht, wohl um die Freude des Sieges zu teilen, um aber auch die Verwundeten zu verbinden und den Sterbenden den letzten Trost der Religion zu reichen. Ohne Ahnung der letzten Vorgänge riefen sie laut und kühn: „Thüringen und Rüstenberg!" Die verbündeten Grafen aber meinten, neue Heerscharen kämen aus Ersurt. Sie verließen darum eilends den Kampsplatz und wandten sich nach Arnstadt zurück. Die geschlagenen Sieger aber kehrten froh nach Erfurt zurück, wo der Landgraf vier Wochen darnieder lag, um die Heilung feiner Wunden abzuwarten. (Nach I. Herrtwich.) 25. Bus der [Tlühlburg. Geschichtliches: Jin Jahre 1357 erstand der Rat der Stadt Erfurt von dem Erzbischof Gerlach von Mainz, der sich in großer

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 33

1911 - Erfurt : Keyser
- 33 — 1. Zusammenstoß an der Unstrut: Nun drang Theodorich in Thüringen ein und erreichte bei Reinsdorf die Unstrut. Jrminfrid, der Kunde vom Kommen der Franken erhalten hatte, eilte ihnen entgegen. Bei Carsdorf stießen beide Heere aufein- ander. Die Franken waren gerade im Begriff, hier die Unstrut zu überschreiten, um sich aus dem rechten Flußufer eine günstige Stelle für die Belagerung Bnrgscheidnngens zu suchen. Es entspann sich ein blutiger Kampf, aus dem die Franken wohl dank ihrer größeren Kriegsübung und besseren Bewaffnung als Sieger hervorgingen. Die Thüringer wurden südwärts in die Unstrut gedrängt. Ihre Leichen verstopften den Fluß, und die Franken konnten darüber hinweg wie auf einer Brücke die Unstrut überschreiten. Jrminfrid gelang es, mit einer kleinen Schar nach Burg-fcheidungen zu entkommen. 2. Zusammenstoß: Die siegreichen Franken zogen nun den Fluß weiter abwärts und schlugen nördlich von Tröbsdorf, Burgscheidungen gegenüber, ihr Lager auf. Bei den großen Verlusten, die sie gehabt hatten, konnten sie nicht gleich wagen, die Feste anzugreifen; sie begnügten sich daher bis zum Eintreffen der verbündeten Sachsen, die Thüringer zu beobachten und ihnen die Verbindung nach Südthüringen abzuschneiden. Endlich erschienen die Bundesgenossen, deren kriegerische Erscheinung einen gewaltigen Eindruck aus die Franken machte. Die Sachsen bezogen öst- lich von Tröbsdorf ihr Lager und begannen schon am Morgen des nächsten Tages mit dem Angriff. Nachdem sie die Unstrut überschritten hatten, steckten sie die Vorburg der Feste, das heutige Dors Burgscheidungen, in Brand und stürmten gegen die Königsburg selbst vor, an deren östlichem Tore sie sich in Schlachtordnung aufstellten. Da die über den neuen Gegner äußerst erbitterten Thüringer einen Ausfall wagten, kam es vor den Toren der Burg zu einem sehr heftigen Kampfe. Keiner der Gegner wollte vom Platze weichen, und so dauerte die Schlacht bis zum Abend. Erst die gänzliche Ermattung auf beiden Seiten machte ihr ein Ende. Vollständig erschöpft kehrten die Thüringer in ihre Burg zurück, und die Sachsen, welche 6000 Mann, zwei Drittel ihres Bestandes, verloren hatten, bezogen ihr Lager. Unterhandlung mit den Franken: Jrminfrid, der den vollständigen Untergang seines Königreiches vor Augen sah, faßte jetzt den Entschluß, mit seinem fränkischen Gegner zu unterhandeln. Der Ueberredungsknnst seines Boten, der die Franken besonders auf die auch für sie gefährliche Macht der Sachsen hinwies, gelang es, Theodorich milde zu stimmen, ja sogar zum Treubruch gegen seine Verbündeten zu verleiten. Man einigte sich dahin, in der folgenden Nacht diese gemeinsam zu überfallen und zu vernichten. Erstürmung der Königsburg durch die Sachsen: Doch die Sachsen erhielten Kenntnis von dem unheilvollen Plan und 3
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